Trauertraum

Der Tod eines geliebten Menschen kann sich bei dem Hinterbliebenen auf ganz unterschiedliche Art und Weise auswirken. Viele Menschen verarbeiten ihre Trauer über einen kurzen oder längeren Zeitraum, wenn sie träumen. Ein sogenannter Trauertraum ist keine seltene Begleiterscheinung in der Trauerphase beziehungsweise bei der Trauerarbeit. Die Trauminhalte können durchaus ganz unterschiedlich sein. Somit ist es immer wichtig, ganz individuell die Gesamtheit zu betrachten, um eine etwaige Botschaft zu erkennen, möglicherweise dann auch mittels einer professionellen Traumdeutung.

Laura und ihr persönlicher Trauertraum

Immer wieder gibt es Nächte, wo Laura von ihrer großen Liebe Matthias träumt. Allerdings ist es zumeist so verschwommen, dass sie sich am nächsten Morgen nur undeutlich an etwas erinnern kann. Er ist nur ein unbestimmtes Gefühl, dass Unruhe in ihr auslöst. Einerseits möchte sie endlich irgendetwas Greifbares haben, auf der anderen Seite macht ihr dieser Gedanke auch Angst. Letztendlich konnte sie die Entwicklung im Schlaf ja nicht willentlich beeinflussen.

Dann einige Zeit später veränderte sich der Trauminhalt und auch die Häufigkeit.

Fast eine jede Nacht träumt Laura nun davon, dass sie bei Sonnenuntergang barfuß am Strand entlangläuft. Das Licht der Sonne tanzt auf den Wellen und sie kann den Geruch des Meeres atmen. Nach einiger Zeit taucht im Nirgendwo ein Bootssteg auf, der augenscheinlich am Horizont endet. Ein kleines weißes Boot dümpelt im Takt der Wellen vor sich hin. Sie spürt das Kribbeln im Bauch bei dem Gedanken, einfach in dieses Boot zu steigen und in den Sonnenuntergang zu fahren. Je näher sie diesem Steg kommt, umso größer und klarer wird das Bild. Sie kann erkennen, dass das Boot einen Namen trägt, ihren Namen. Und dann erscheint wie aus dem nichts eine Gestalt an Deck. Es ist ihr Mann Matthias. Sie sieht ihn winken und wie ein Flüstern dringt ihr Name an ihr Ohr. Laura Schatz, ich warte schon die ganze Zeit auf dich.

Ihr Herz klopft und sie fühlt sich plötzlich wieder 10 Jahre zurückversetzt, wo sie damals gemeinsam ein kleines Boot auf Mykonos liegen hatten. Sie hatten ihre Hochzeitsreise damit gemacht und jede freie Zeit darauf verbracht, bis Matthias erkrankte und sie das Boot verkauften. Danach waren sie nie wieder gemeinsam am Meer. Doch nun stand er da mit seinen verwuschelten Haaren und wartete auf sie. Zögerlich geht sie weiter, dann immer schneller. Als sie endlich am Steg angekommen ist, fühlt sie sich jedoch kraftlos und irgendetwas schnürte ihr den Hals zu. Bei dem Versuch, einen Fuß auf den Steg zu setzen, erwachte sie mit Herzklopfen aus ihrem Traum. Egal wie oft sie diesen Traum auch träumte, sie schaffte es einfach nicht auf den Steg und konnte Matthias nicht erreichen.

Zeit, Abschied zu nehmen

Dann, einige Zeit später, passierte etwas anderes. Sie ging wieder auf den Steg zu, sah das Boot und ihren Mann, sah ihn winken und ihren Namen rufen. Doch diesmal war alles viel näher und klarer. Als sie vor dem Bootssteg stand, stellte sie fest, dass sie sich auf einmal voller Kraft fühlte. Mutig setzte sie den ersten Fuß auf den Steg, dann den zweiten und dann schien ihr Körper sich von ganz alleine zu bewegen. Dann stand sie vor dem Boot und Matthias lächelte sie liebevoll und verschmitzt zugleich an, so wie er es immer getan hatte. Er reichte ihr die Hand und zog sie mit den Worten Laura Schatz, endlich bis zu da sanft an Deck.

Zusammen setzen sie sich auf die Liegefläche am Bug. Matthias hält ihre Hand und schaut ihr tief in die Augen. Laura fühlt sich wie damals, als sie sich kennengelernt hatten. Sie ist unendlich glücklich und Tränen kullern über ihre Wange. Dann bricht einfach alles aus ihr heraus. Ihre Zweifel, ob sie damals genug getan hatte, als er krank war. Ihre Wut über die Ärzte, die ihn vermeintlich damals im Stich ließen. Ihr Schmerz, als sie ihn leiden sah. Ihre Schuldgefühle, als sie auf ihn wütend war, weil er sie alleine gelassen hatte. Während sie immer wieder von einem Schluchzen unterbrochen wurde, hält Matthias einfach nur ihre Hand und lässt sie reden.

Als Laura sich alles von der Seele geredet hat, legt er seine Hand zärtlich an ihre Wange und schaut sie liebevoll an. Laura Schatz, es ist alles in Ordnung, so wie es jetzt ist. Du hast alles getan und warst immer an meiner Seite, auch als es mir schlecht ging. Und jetzt musst Du wieder leben, Dein Leben leben. Und auch ich muss nun meinen Weg gehen. Du bist stark und ich werde Dich im Herzen immer begleiten. Auch wenn wir jetzt loslassen müssen, werden wir uns jedoch niemals verlieren. Ein letztes Mal strich er durch ihr Haar und streichelte ihre Wange, bevor er ihre Hand loslässt, aufsteht und in ein helles Licht geht.

Als er fast nicht mehr zu erkennen ist, laufen ihr wieder Tränen über die Wangen und sie wacht auf. Im ersten Moment ist sie traurig und wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. Doch dann sitzt plötzlich eine Möwe draußen an ihrem Fenstersims und auf einmal spürt sie die Kraft, die in ihr aufsteigt. Als sie aufsteht und auf ihr Bett schaut weiß sie, dass sie ab heute ohne Angst einschlafen wird...

Traumdeutung kann Antworten liefern